Medaka Teichmix ein Thema für sich?

Die Medaka Fangemeinde national sowie international wächst stetig. Aktuell speziell aus dem Bereich „Miniteich“. Ob nun auf Facebook oder Internet. Immer häufiger taucht in Beiträgen oder jeweiligen Kommentaren der Name „Medaka“ auf. Ist das Interesse dann für einen Fischbesatz geweckt und das in Verbindung mit dem japanischen Reisfisch, beginnt oft die ungeduldige Suche nach einem passenden Besatz. Viele Miniteich Besitzer haben verständlicherweise keine züchterischen Ambitionen sondern möchten einen möglichst farbenfrohen und kontrastreichen Besatz für ihr neues Hobby. Viele die fündig wurden haben dann einen sogenannten „Teichmix“ als Besatz gewählt, und auch zukünftig wird der Teichmix wohl eine Rolle darin spielen, den Medaka oder japanischen Reisfisch weiter einer breiten Öffentlichkeit bekannt zu machen; seien es nun Aquarianer oder nicht.

Beispiel eines Medaka Teichmix

Durch diesen Blog und natürlich auch durch meine Aktivität auf Facebook bekomme ich natürlich zwangsläufig auch immer wieder Anfragen wegen Fischen oder Eiern. Dabei habe ich oft festgestellt, das viele mit einem sogenannten Teichmix im gewissen Grad auch oft „schlechtere Qualität“ der Fische, die sich in einem solchen Mix befinden, gleichsetzen. Mit diesem anscheinend teilweise vorhandenen Irrglauben möchte ich hier aufräumen!

Natürlich kann ich hier auch nicht für jeden Medaka Halter bzw. Züchter sprechen, aus welchen Gründen er überhaupt Teichmix Gruppen pflegt und auch vermehrt. Teichmix Fische sind auf gar keinen Fall minderwertige oder kranke Tiere. Ganz im Gegenteil. Aus meiner Sicht sind die Teichmixe meist die robustesten und teiweise auch gesündesten Medaka Stämme überhaupt. Ich selber habe meinen ersten Teichmix quasi unbewusst als Erste Medaka bekommen. Dabei handelte es sich um Tiere die damals in Japan in einem Laden farblich gemischt angeboten, und teilweise wohl auch so vermehrt wurden. Wer es nicht weis. In Asien werden japanische Reisfische auch gerne als sogenannte „Futterfische“ gezüchtet. Wer schon einmal auf EBay zB. als Suchbegriff „Medaka“ eingab, findet dort auch unter Anglerbedarf, natur getreu aussehende Angelköder die wie Medaka aussehen. Für den eingefleischten Medaka Fan sicher eher befremdlich, aber es ist so.

Aber um zum eigentlichen Thema zurück zu kommen. Die Fische die ich damals über einen deutschen Freund aus Japan bekam, entwickelten sich farblich sehr unterschiedlich, so das ich mich schon 2015 an diesen unterschiedlichen Farben erfreuen konnte. Damals zwar noch nicht sehr variabel, aber dennoch reizvoll. Danach kam dann noch durch eine Freundin als Mitbringsel, Eier aus unterschiedlichen Miniteichen von einem Hotelbesitzer wo sie Gast war dazu (siehe Video). Nun für beginnende Medaka Fans ist ein Teichmix sicher reizvoll. Oft bunte Fische die dann auch oft günstiger sind, als rein gehaltene Stämme. Teichmixe haben meist einen besonderen Anreiz für Neueinsteiger oder Miniteich Besitzer. Meist erhält man gesunde und vitale Fische die dazu auch oft noch recht robust sind. Je nachdem aus welcher Region die Züchter kommen, haben sie die Option zumindest die Teichmixe ganzjährig draußen zu halten, oder ensprechend kühl zu überwintern. Das macht die Fische bei den Nachzuchten durch die unterschiedlichen Gene die dort zusammen kommen, auch von den Haltungsbedingungen robust. Ich persönlich verwende in einem Teichmix Nachzuchten aus meinen Stämmen, um zum Einen den Genpool aufzufrischen und zum anderen auch Tiere die ich nicht in Zuchtgruppen aufnehme, zu integrieren. Das bedeutet nicht das es schlechte Tiere sind, aber ich habe auch nicht den Platz und die Zeit mit extrem großen Zuchtgruppen zu arbeiten. Und aus eigener Erfahrung kann ich sagen, das ein Teichmix oft Anfänger Fehler eher verzeiht, als verschiedene reine Zuchtstämme. Außerdem kommt noch dazu, daß sie sich natürlich von Generation zu Generation farblich verändern können, so das man eventuell jedes Jahr in seinem Miniteich etwas Neues farblich entdecken kann.

Aber ich muss auch sagen, das ich die Geschichte mit den Teichmixen mit einem lachenden und auch weinenden Auge sehe. Nicht jeder Medaka Züchter ist mit dem Interesse von Neueinsteigern an Teichmixen glücklich. Auch ich nicht wirklich. Das hat unterschiedliche Gründe. Nun natürlich sind die Medaka noch nicht weit verbreitet und auch selten im Handel zu bekommen. Es gibt ganz klar auch Medaka Interessierte die von den teilweise verlangten Preisen abgeschreckt werden, und deshalb auf den vermeindlich günstigeren Teichmix zurück greifen. Sicherlich kommt auch der Ein oder andere auf die Idee eventuell aus seiner Sicht toll gefärbte Tiere zu separieren und zu versuchen diese dann zu vermehren. Aber das ist teilweise fast nicht oder nur mit sehr viel Aufwand an Platz und Zeit möglich. Zumal niemand genau sagen kann welche Farbformen sich da im Laufe der Zeit verpaart hatten. Eine Nachverfolgung ist damit quasi fast unmöglich. Da sich ein Teichmix nun mal quasi kreuz und quer vermehrt und auch nicht alle Farbkombinationen kurzfristig tolle neue Farben ergeben, kann es über einen langen Zeitraum passieren, das sich eine solche Gruppe farblich zur Naturform zurück entwickelt, aber das passiert natürlich nicht sofort. Für den Neueinsteiger ins Thema Medaka und diejenigen die keinerlei züchterischen Ambitionen haben, ist ein Teichmix sicher eine interessante Sache. Wer allerdings züchterische Ambitionen haben sollte, für den ist ein solcher Teichmix nur bedingt zu empfehlen. Natürlich sollten ewaige Nachzuchten dann auch als Teichmix weiter gegeben werden!

Medaka „Black Lame“

Mit einer der ersten Farbformen und Stämme die ihren Weg vor einigen Jahren nach Europa fanden. Mittlerweile gibt es auch von diesem Stamm diverse Varianten und mittlerweile sogar erste Long Fin Versuche in Japan. Der „Black Lame“ ist für mich persönlich der Vorreiter des „Black Diamond“, den es zwar bei uns auch schon gibt, aber noch nicht weit verbreitet ist. Selbst der „Black Lame“ seit Jahren auch im deutschsprachigen Raum vertreten, ist dennoch recht selten im Hobby anzutreffen. Schwarzgrundige Tiere sind meist was die Outdoor Haltung betrifft etwas empfindlicher als andere Farbmorphen und die Eier des Black Lame sind irgendwie auch kleiner als von anderen Zuchtstämmen, so zumindest mein Eindruck!

Medaka „Shinkai (Deep Sea) Mai 2020

Hier möchte ich versuchen einen Stamm etwas näher vorzustellen, da er doch in der internationalen Fangemeinde immer wieder ein gewissen AHA Effekt auslöst, und sicher auch bei dem ein oder anderen Medaka Halter oder Neueinsteiger gewisse Begehrlichkeiten weckt!

Der Vorläufer des „Shinkai“ ist und war die Zuchtform „Marine blue“. Beide Farbformen wurden von Herrn Ryusei Nagaoka aus der Präfektur Hyogo entwickelt und herausgezüchtet. 2011 war „Marine Blue“ bereits weit verbreitet, allerdings schienen die im Hobby bis dahin vorhandenen Bestände vermehrt farbliche Defizite aufzuweisen. Daraufhin arbeitete Herr Nagaoka mit den Tieren weiter und so enstand ein paar Jahre später der Stamm „SHINKAI – Deep sea“.

Beide Stämme zeigen gleiche charakterische Merkmale wenn es um die Färbung in gewisser Umgebung geht. Sie wurden speziell für die Haltung in weißen Behältern gezüchtet, wo sie Ihre charakteristische teilweise leuchtend blaue Färbung (speziell bei jüngeren Tieren) zeigen. Eine Haltung in zum Beispiel dunklen oder schwarzen Behältern lässt sie regelrecht verblassen, und man könnte kaum glauben das es sich bei den Fischen um „Shinkai“ oder „Marine blue handelt.

„Marine Blue“ wurde anscheinend aus einem Ao Miyuki Stamm herausgezüchtet und zeigt eine hellere Färbung als der blaue Miyuki.

Bei beiden Stämmen ist eine intensive Selektion und Zusammenstellung der Zuchtgruppen aus meiner Sicht notwendig, da beim Nachwuchs auch Tiere herauskommen können, die wesentlich dunkler sind, oder teilweise auch sehr hell. Besonders spektakulär sind beide Stämme in Ihrer Jugendzeit. Hier zeigen sie teilweise auch ein recht intensiven Blau, das mit dem Alter etwas verblassen kann.

 

Medaka „SHINKAI – Deep Sea“

Medaka „marine blue“

Medaka „Medaka „Hyakushiki w light“

Fische aus diesem Stamm wurden dieses Jahr direkt aus Japan importiert. Ich bekam dann Jungfische die sich sehr gut entwickelt haben. Speziell von oben betrachtet ein sehr interessanter Stamm und ich freue mich schon auf 2020 um mit ihnen zu arbeiten. Ich vermute einmal das dieser Stamm zumindest im Ansatz auch bei den „Black Tainakou Hyakushiki“ eingekreuzt wurde. Auch sieht man an Han des Bildes das durchaus auch verschieden farbige Tiere dabei rauskommen können. Wie bei vielen aus Japan importierten Stämmen muss man generell sagen, das diese Importe selten stabil sind, was die farbliche Vererbung betrifft. Aber damit muss man leben. 😉

(Video) Medaka „Ujo tri color“ outdoor 30.07.2019

Ich freue mich jedes Mal wie ein kleines Kind wenn ich sie betrachte. Einer der ersten Medaka den ich auf Bildern sah war ein Tier aus einer der Ujo Linien, gezüchtet in der Nähe von Osaka bei Herrn Kyofuka. 5 Jahre hat es gedauert bis ich endlich Tiere aus seiner Zucht bekommen habe. Und Gott sei Dank gibt es bereits ein paar Jungfische.